Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
Inhalt: Zeit: 1914-1918
109
feinde erbeuteten Fahnen als Siegeszeichen angesehen und an besonberen Ehrenplätzen (in Kirchen und Zeughäusern) aufbewahrt. In dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gingen beu Franzosen 107 Fahnen und Abler verloren. (Mit «inem golbenen ober silbernen Abler waren bic Fahnen der ersten Bataillone der Regimenter geschmückt, würden aber nach der Abbankung Napoleons Iii. entfernt.) Da bic Fahne die Person des obersten Kriegsherrn vertritt, müssen ihr bieselben Ehrenbezeigungen erwiesen werben, wie dem Kaiser selbst. —
Fahnenweihe ist die feierliche kirchliche Hanblung der Übergabe der neuen Fahne an den Truppenteil. Der religiösen Weihe geht das Anschlagen des Fahnentuches an bic Fahnenstange voraus, wobei der Kriegsherr selbst ober in seiner Vertretung der höchste anwesenbe Ossizier den ersten Nagel einschlägt, ihm folgen die Anwesenden der Rangordnung nach bis zu den Vertretern des Truppenteils in den oerschiebenen Graben. Nach der nun ftattsinbenben kirchlichen Einsegnung erfolgt die Übergabe der Fahne an den in Parabeausstellung stehenben Truppenteil.
*
Zum Schluß noch einen kurzen Bericht über unsere Flaggen.
Ter Unterschieb zwischen Fahne und Flagge kann zweierlei Art sein; erstens ist das Tuch der Fahne mit der Stange fest verbunben, wäh-renb die Flagge in der Takelage ober am Flagg-mast gehißt wirb, und zweitens ist die Farbe der Flagge eine anbere wie die der Fahne. Weht die Flagge vom Bord eines Hanbelsschisses, so bient sie als Erkennungszeichen für die Nationalität des Schisses. Bei den Kriegsschiffen wirb sie als ein Heiligtum betrachtet, sie bis zum letzten Lebenshauch zu verteibigen ist die höchste Pflicht des Seemanns und nur mit dem Untergang des Schiffes bars die Flagge sinken.
,,Ja, mit den Wogen kämpfenb noch der sterbeubc Pilot,
Ja, in seiner Rechten hält er noch die Flagge Schwarz-Weiß-Rot!" Das Flaggtuch bcr deutschen Kricgsslagge wirb durch ein liegenbes schwarzes Kreuz in vier Felber eingeteilt, wovon die beiben am Flagg-stock liegenben kürzer siub als die aitbcrn zwei. Das linke obere Felb zeigt die Hanbclsflagge (Schwarz-Wciß-Rot) mit einem eisernen Kreuz, währenb die brei übrigen Felber weiß siub. In dem Schnittpunkt bcr Schenkel des schwarzen Kreuzes befindet sich in einem weißen kreisförmigen Felb der preußische Adler.
□ □
General Viktor Dankl. mu i Abbildung,
Der Sanbesverteibiger von Tirol, General bcr Kavallerie, Viktor Dankl, würde als Sohn eines Majors am 18. September 1854 in Ubine geboren, besuchte als Jüngling bic Militär-Aka-bemie in Wicner=Neustabt und trat dann 1874 als Leutnant in das berühmte Regiment der Sachsen-Dragoner ein, in dem er im Mai 1879 zum Oberleutnant beförbert wurde. Nachdem er die Kriegsschule burchgemacht hatte, würde er dem Generalstab zugeteilt und in diesem Verhältnis zuerst bei der 8. Kavallerie-Brigade in Prag, später bei der 32. Infanterie-Division in Sarajewo verwendet, war dann bei der Militär-Mappierung tätig und wurde schließlich dem Chef des Generalstabs zur Verfügung gestellt. Das Jahr 1891 brachte ihm die Ernennung zum Major und zum Generalstabs-Ehes der Wiener Kavallerie-Division. Das Jahr 1894 führte ihn wieber zur Front beim Ulanen-Regimcnt Nr. 11, in dem er im Mai barauf zum Oberst-Leutnant vorrückte. 1896 würde er zur Dienstleistung im Generalstab zurückberufen und zum
Generalstabs-Chcf des 13. Korps ernannt. Als Oberst würde er 1899 unter Verleihung des Militär-Vcrbicnstkrcuzcs Leiter des Direktions-Büros und in dieser Stellung für feine vorzügliche Dienstleistung mit dem Orden der Eisernen Krone brittcr Klasse ausgezeichnet. 1903 erhielt er als General-Major die Führung der 66. Jn-santerie-Brigabc in Komorn, zwei Jahre später die der 16. Brigabc in Trient. Als Divisionär staub er in Agram und wurde schließlich Kommandant des 14. Korps in Innsbruck. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen besitzt er das Kommanbcurkreuz des „Stern von Rumänien", den Kgl. Preußischen Roten Ablerorben und den serbischen Takovo-Orben.
Vor Ausbruch des Krieges war General Dankl eben im Begriff, um seine Pensionierung einzukommen und in seinem geliebten Innsbruck den Rest seines Lebens als Privatmann zu verbringen. Davon konnte freilich keine Rede sein, als im Hochsommer 1914 die Kriegserklärungen von allen Seiten nur so Hagelten. Kaiser Franz
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Viktor_Dankl Viktor Viktor_Dankl Viktor Dankl
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Kastor Ottos_I. Otto Roland Karls Volker Otto Friedrich_Ii Friedrich Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrich_I. Ludwig_der_Bayer Ludwig Ulrich_von_Württemberg
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Sachsen Rheinhard
nach Belieben verfügten. Jede Grafschaft oder jedes Landgericht besass mehrere Dingstätten, die für die ganze Grafschaft zuständig waren. Die Dingpflicht hatten alle in der betreffenden Hundertschaft (oder Go, Pflege) angesessenen oder begüterten Freien.
Zuständig waren die L an dgericht e für Prozesse über alles in der Grafschaft gelegene Eigen und für die „Ungerichtsklagen“, d. h. die aus verbrecherischem Willen in der Grafschaft begangenen Unthaten, die an Hals oder Hand gingen, d. h. wenn kein Loskauf stattfand, mit Tod oder Verstümmelung bestraft wurden (z. B. Mord, Zauberei, Ketzerei, Raub, Brandstiftung, grosser Diebstahl). In den Reichsvogteien übten die Reichsvögte (s. unten), in den exemten geistlichen Gebieten die regelmässig dem Herren-, häufig selbst dem Fürstenstand angehörigen Stiftsvögte die Gerichtsbarkeit. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters blieben verhältnismässig nur wenige Landgerichte königliche Landgerichte. Diese Landgerichte galten dann für berechtigt, auch Rechtssachen aus ändern Gerichtsbezirken zu entscheiden und wie das Reichshofgericht die Acht zu verhängen.
Die' Todesstrafe wurde mit dem Schwert oder mit dem Strang vollzogen" aber auch Verbrennen, Lebendigbegraben, Lebendigsieden, Rädern, Vierteilen^ Pfählen war nicht selten. Die Verstümmelung bestand meistens in dem Abhauen einer Hand oder eines Daumens, auch in Blendung, Abschneiden der Nase oder Ohren, Ausreissen der Zunge. Die Strafen an „Haut und Haar“ bestanden in Ausstäupung, Scheren der Haare, Brandmarkung, Ohrenschlitzen • oder auch in beschimpfenden Strafen, wie Schnellen, Pranger, Eselreiten’ Schwemmen, Hunde- und Steintragen. Die Härte und raffinierte Grausamkeit der Strafen steigerte sich bis zum Ende des Mittelalters immer mehr; die erstrebte Abschreckung wurde aber nicht erzielt; die Verbrechen mehrten, sich eher, wozu der verrohende Einfluss des öffentlichen Strafvollzugs und die territoriale Zersplitterung, die durch keine gegenseitige Rechtshilfe ausgeglichen wurde, beitrugen. Gefängnisstrafe kam nur als Gnadenstrafe, später auch für Polizeivergehen vor, sonst gab es nur Untersuchungshaft. Von dem Vorrecht der Geistlichen auf Umwandlung der von ihnen verwirkten peinlichen Strafen in Absetzung, Suspension, Fasten, körperliche Züchtigung abgesehen, war das Strafrecht für alle Stände grundsätzlich gleich. Aber die Möglichkeit, dass jede Strafe mit Zustimmung des Klägers und in den von Amts wegen verfolgten Sachen auch des Richters in eine mildere Strafe, meistens eine Vermögensstrafe umgewandelt werden konnte {„Hand- oder Halslösung“), kam überwiegend den Vermögenderen zu gute. Das Wergeid war (Friesland und die Niederlande ausgenommen) im wesentlichen abgekommen; nur bei unabsichtlicher Tötung und bei Tötung in Notwehr konnte noch darauf erkannt werden, meistens aber landen auch hier freie Sühneverhandlungen statt. Das alte Fehderecht war nur noch bei Tötungen zugelassen, dagegen hatte sich ein subsidiäres Fehderecht ausgebildet, für all die Fälle, in denen dem Kläger die ordentliche Kechtshilte versagte. Als Mord wurde verräterische oder aus niedriger Gesinnung hervorgehende Tötung betrachtet.
Finanzwesen. Die Einkünfte aus den Krongütern (zuerst Naturalien, seit dem Xii. Jahrhundert Geld) minderten sich in dem Masse, als der Krongutsbesitz durch Schenkungen, Verpfändungen und Verleihungen geschmälert wurde. Mit der Verwaltung eines grösseren, räumlich nicht zu sehr zerstreuten Kronguterbestandes oder der dem Könige zustehenden Vogtei über ansehnliche Besitzungen von Kirchen wurden Reichsvögte, meistens auf Widerruf betraut (z.b. im sächsischen „Vogtland“). Ebenso minderten sich die iu unite aus den ursprünglich nur dem König zustehenden Hoheit s-rechten, wie Gericht, Münze, Märkte, Zölle, Geleit, Heimfallrecht (Recht aut erbloses Gut), Berg- und Salzregal, je mehr sie dem sich ausgestaltenden lerntorialfurstentum zufielen. Von ziemlicher Bedeutung waren lange die
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
— 190 —
und Tarquinienser wurden zurückgeschlagen, der König Porsenna von Clusium in Etrurien verzichtete, voll Bewunderung für den römischen Heldenmut eines Horatius Codes, eines Mucius Scä-völa und einer Clölia, auf die Geltendmachung seines kriegerischen Uebergewichts, und die südwärts über Rom hinaus vorgedrungenen Etrusker wurden vor Aricia von den vereinigten Latinern und kymäischen Griechen geschlagen; die Latiner endlich, die für Tarquinius unter der Führung seines Schwiegersohns Mamilius Octavius, Diktators von Tusculum, die Waffen ergriffen, wurden am See Regillus 496 besiegt. Tarquinius starb in Kyme, wo er bei dem Tyrannen Aristodemus Aufnahme gefunden hatte.
§ 65. Die geschichtliche Entwickelung im letzten Jahrhundert
der Königszeit.
Die letzten Könige Roms waren Etrusker: ihnen verdankte Rom die ersten Anfänge einer lebhafteren gewerblichen und Handelsthätigkeit, die eingewanderte Etrusker (vicus Tuschs) ausübten, im Zusammenhang damit überhaupt regen Verkehr mit den benachbarten Etruskern und Griechen und die befruchtenden Rückwirkungen dieses Verkehrs in Religion, im Kalenderwesen, in der Schrift, in Mass, Gewicht und Münze, ferner die Einführung der königlichen Amtsabzeichen, bestehend in goldgestickter Purpurtoga (toga picta), goldenem Stirnreif, elfenbeinernem Scepter (scipio eburneus), Amtssessel (sella curulis) und den Rutenbündeln (fasces) mit Beilen, die als Zeichen der Gewalt über Leben und Tod von zwölf Liktoren dem König vorangetragen wurden. Namentlich aber sind die wichtigsten Bauten aus alter Zeit das Werk dieser etruskischen Könige, so die Anfänge des Systems von Abzugskanälen in den Niederungen, das Forum zwischen Palatin, Capitol und Quirinal, vor allem der Juppitertempel auf dem Capitol, das Wahrzeichen der römischen Grösse, ausserdem der Circus maxi-mus, die Stadtmauer, das Staatsgefängnis.
In der staatlichen Entwickelung Roms wurde die Zeit der etruskischen Könige von entscheidender Wichtigkeit durch die Servianische Verfassung, d. h. durch die Einbeziehung der Plebejer in das Heer. Während deren notwendige politische Folge, die Aufnahme der Plebejer auch in die Volksgemeinde (den populus Quiritium), wahrscheinlich erst mit Beginn der Republik eintrat, so war unmittelbar mit ihr der bedeutende Vorteil für die Plebejer verbunden, dass der Grund und Boden, den sie inne hatten, jetzt aus einem nur auf Zeit
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
— 225 —
tigung (der Centurio hatte als Zeichen seiner Würde den Rebstock) und bis zu der nur vom Oberfeldherrn zu verhängenden Todesstrafe und Decimierung ganzer Abteilungen, andererseits Belohnungen und Ehrenzeichen, besonders die verschiedenen Kränze (coronae) und der Brustschmuck (jphalerae). Der Feldherr, der einen bedeutenden kriegerischen Erfolg errungen hatte, wurde von seinen Soldaten als Imperator begriisst und erhielt für sich und sein Heer, regelmässigerweise vom Senat, dem er vor der Bannmeile im Tempel der Bellona auf dem Marsfelde Bericht zu erstatten hatte, die Ehre des Triumphes verwilligt:
Auf einem, von vier weissen Rossen gezogenen Wagen (dem Streitwagen der Urzeit) zog der Feldherr, lorbeerbekränzt, in tunica palmata und toga picta, einen elfenbeinernen Stab in der Rechten, während ein Sklave einen goldenen Kranz über seinem Haupte hielt, vor sich die Liktoren mit lorbeer-geschmückten Fascen, durch einen Triumphbogen (porta triumphalis) in die Stadt ein, hinter ihm das lorbeerbekränzte Heer unter dem Ruf io triumphe, mit dem Lieder auf den Feldherrn, zum Teil spöttischen Inhalts, abwechselten, vor den Liktoren die vornehmsten Gefangenen und kostbare Beutestücke, auch bildliche oder schriftliche Darstellungen der Kriegsthaten und ihrer Ergebnisse. Der Zug endete auf dem Capitol, wo der Triumphator dem Juppiter optimus maximus opferte und seinen Kranz niederlegte. Wo die Bedingungen für einen Triumph nicht zureichten, konnte die ovatio gewährt werden, bei der der Feldherr auf weissem Pferd einritt und statt des Stiers ein Schaf (ovis, daher der Name) auf dem Capitol geopfert wurde. Feldherrn, denen der Triumph versagt wurde, triumphierten manchmal eigenmächtig auf dem Albanerberg; auch kam es vor, dass sie sich vom Senat an das Volk wandten.
An den Triumph schlossen sich regelmässig Sjnele zu Ehren Juppiters, „ludi magniaus denen sich, wahrscheinlich im Anschluss an die Einführung der kurulischen Aedilität, die jährliche Feier der ludi Romani entwickelte; die Spiele waren ursprünglich „circensische“, bestehend aus Pferde- und Wagen -rennen, die im circus maximus stattfanden; 364 kamen dazu ,,scenische“ Spiele, aus Etrurien eingeführt. Das Gegenstück zum Triumph war, dass nach italischer Sitte das feindliche Heer, das sich hatte ergeben müssen, unter dem Joch durchgeschickt wurde.
Lehrbuch d. Weltgeschichte. Altertum.
15
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
104
Haltung guter Zucht und Sitten. In seinem Rathe saßen jederzeit
die Bischöfe des Reiches. In seinem Testamente gedachte er nebst
der Armen auch der Kirche und schenkte ihnen zwei Dritttheile seines
gesammten Schatzes, seines Hausrathes und seiner Kostbarkeiten.
Er stiftete Klöster, die zur Verbreitung der Religion und Bildung
sehr Vieles beitrugen; er errichtete viele Bisthümer und jedes Blatt
seiner Geschichte beweist, wie sehr er bemüht war, seine Völker zum
wahren Glauben zu führen und ihre Wohlfahrt in jeder Richtung
zu fördern.
Als Karl das Ende seines Lebens nahe fühlte, berief er eine feier-
liche Versammlung der Großen des Reiches nach Aachen. Da,
nachdem er in der Kirche sein Gebet verrichtet hatte, ermahnte er
seinen Sohn Ludwig: Gott zu fürchten, sein Volk zu lieben wie
seine Kinder, den Armen Trost zu verschaffen. Recht und Gerechtig-
keit zu üben und selbst vor Gott und den Menschen unsträflich zu
wandeln. Unter Thränen versprach Ludwig alles dieses zu halten,
und Karl hieß ihn sich selbst die Krone aufsetzen und seines Ver-
sprechens stets zu gedenken.
Am 28. Januar 814 fühlte der große Kaiser, daß die letzte
Stunde seines Lebens nahe sei; er empfieng aus den Händen seines
Freundes, des Bischofs Hildebold, die heiligen Sterbsakramente.
Zum letzten Male erhob er die Hand, die so kraftvoll Schwert und
Scepter geführt hatte, das Kreuz auf Stirn und Brust zu zeichnen,
sprach leise die Worte des Psalms: „In deine Hände, o Herr, em-
pfehle ich meinen Geist!" und entschlief in dem Herrn im 72. Jahre
seines Alters.
In der Marienkirche zu Aachen wurde Karl begraben; im
vollen kaiserlichen Ornate auf einem goldenen Sessel sitzend, mit
einem Schwert umgürtet, das Haupt mit einer Krone geschmückt,
das Evangelienbuch auf dem Schooße und eine Pilgertasche an der
Seite hängend — so ward der glorreiche Kaiser in die Gruft ge-
senkt; aber er lebte fort in der Liebe und Verehrung des deutschen
Volkes, dessen Regenten in ihm fortan ein Vorbild erblicken mögen,
dem sie zum Wohle ihrer Völker nachahmen sollen.
Karl's Nachkommen, die Karolinger genannt, regierten bis zum
Jahre 911, wo sie ausstarben. Die Deutschen wählten einen frän-
kischen Herzog, Conrad I-, zum Könige. Seine Regierung war
kraftvoll, aber zu kurz, um die vielen Unordnungen, die sich seit
Karls des Großen' Tode im Reiche und unter den übermüthigen
Großen eingeschlichen hatten, abzuschaffen. Als er im Jahre 918
starb, forderte daher der edle Mann seinen Bruder Eberhard auf,
den biedern und weisen Herzog Heinrich von Sachsen, seinen
bisherigen Feind, zur Wahl zu empfehlen, weil er nur diesen für
fähig hielt unter den damals so schwierigen Verhältnissen das deutsche
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl Hildebold Karl Karl Conrad I- Karls Eberhard Heinrich_von_Sachsen Heinrich
114
immer fort, und Niemand vermochte ihm Einhalt zu thun, bis die
Sieger des Mordens müde waren.
Barfuß und mit einem Pilgerhemde angethan begab sich Gott-
fried zum heiligen Grabe, küßte weinend die Stelle, wo der Erlöser
geruht hatte und überließ sich der inbrünstigsten Andacht. Er wurde
hierauf zum Könige von Jerusalem erwählt, allein der fromme
Held wollte keine Königskrone tragen, wo der Heiland der Welt
eine Dornenkrone getragen hatte und nannte sich voll ächtchrist-
licher Demuth nur „Beschützer des heiligen Grabes."
Die Türken ließen jedoch den Christen keine Ruhe und oft
kamen sie in große Noth. Von Europa aus zogen fast alljährlich
größere und kleinere Schaaren, theils Pilger, theils Krieger, nach
Jerusalem und diese ungerechnet zählt man sieben große Äreuzzüge.
Da aber unter den Kreuzheeren und ihren Anführern meistens Zwie-
tracht herrschte, so giengen die errungenen Vortheile wieder verloren,
und das Grab des Erlösers sammt dem heiligen Lande blieb nach
dem letzten Kreuzzuge wieder in den Händen der Ungläubigen.
42. Friedrich Barbarossa.
1152—1190.
0 schöne Zeit der Väter! wo Rothbart einst regiert,
Wo Deutschlands Schwert und Wage sein Heldenarm geführt;
Da war vom Vater Rheine bis an der Eider Sand,
Vom Belt bis zu den Alpen Ein deutsches Vaterland.
Da war der deutsche Name gefürchtet und geehrt;
Da galt die deutsche Treue, da schlug das deutsche Schwert,
Da beugten sich die Slaven vor Deutschlands Kaiserthron,
Da strahlte nah und ferne die deutsche Kaiserkron’.
Kaiser Konrad Iii., aus dem berühmten schwäbischen Geschlechte
der H o h e n st a u f e n, ein entschlossener, tapferer und biederer Mann,
führte das zweite Kreuzheer nach Palästina, konnte aber aller An-
strengungen ungeachtet nur wenig ausrichten und kehrte endlich miß-
muthig hierüber nach Europa zurück. Bald darauf starb er, nach-
dem er noch den deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich, der wegen
seines röthlichen Bartes „Rothbart" und von den Italienern
„Barbarossa" genannt wurde, zu seinem Nachfolger empfohlen
hatte. Friedrich zählte damals dreißig Jahre; Heldenblut floß in
seinen Adern und röthete sein edelgebildetes Antlitz, das gelbe Locken
umwallten; die Hoheit seiner Gestalt, das blitzende Feuer seiner
Angen, die Kraft der Stimme und der stolze Gang verkündeten den
gebornen Herrscher. Groß, voll eiserner Willenskraft und scharfen
Blickes war auch sein Geist. Dieser herrliche Held war nun deutscher
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Demuth Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Konrad_Iii Konrad Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Europa Jerusalem Deutschlands Rheine Deutschlands Palästina Europa
116
Da liessen sie den Kaiser
Zum sichern Thor hinaus,
Sie selber aber brachen
Um Mitternacht in’s Haus.
Nicht wusste ja die böse,
Dass er gerettet war.
Gerettet durch die Treue,
Die litt den Opfertod,
Die kühn die Brust den Mördern
Für ihren Kaiser bot.
Sie traten vor den Ritter,
Der dort als Kaiser schlief;
Sie stiessen ihre Schwerter
Ihm in das Herz so tief.
Mit Kränzen deutscher Eichen
Schmück' ihn mein Vaterland!
Hartmann von Siebeneiche»,
So ist der Held genannt.
„Nun fahre heim du Kaiser!“
So rief die wilde Schaar.
Der Kampf mit den lombardischen Städten und ihr Uebermuth
hatten allerdings den Kaiser zu mancher Härte verleitet. Mit Stricken
um den Hals und Schwertern auf dem Nacken mußten die Consuln
und Adeligen von Mailand im Lager der Deutschen erscheinen und
den Kaiser fußfällig um Frieden bitten. Er setzte strenge Vögte über
sie und verfuhr überhaupt mit einer Willkür, die mehr an einem
alten Kaiser Roms, als an einem christlichen Fürsten zu entschul-
digen gewesen wäre. Selbst die Rechte der Kirche griff er an und
gerieth darüber mit dem Papste in Streit und endlich sogar in den
Bann. Wie aber ein edles Herz wohl fehlen, aber nicht lange in
Fehlern verharren kann, so erkannte auch Friedrich bald sein Un-
recht. Er suchte sich mit der Kirche auszusöhnen und wandte sich
deshalb an den Papst Alexander mit der Bitte, ihn vom Banne zu
lösen. Er hatte es tief empfunden, daß außer der Kirche kein Heil
sei, und dies hatte den Löwen zum Lamme umgewandelt. Der Papst,
edel und groß denkend, wie Friedrich selbst, äußerte, daß ihm Nichts
erwünschter sei, als von dem größten Helden der Christenheit den
Frieden zu empfangen, nur bitte er, daß er ihn auch den Lombarden
gewähre. Es geschah, und die ganze Christenheit frohlockte über die
Versöhnung ihrer Herrscher und das Ende des unseligen Zerwürfnisses.
Mit einem Male erscholl aus dem Morgenlande der Schreckens-
ruf, daß das heilige Kreuz, der König von Jerusalem und der Groß-
meister der Tempelritter in die Hände der Feinde gefallen, das
Christenheer zernichtet und Jerusalem durch den Sultan Saladin
erobert worden sei. Diese Iammerbotschaft ergriff alle christlichen
Gemüther, und Kaiser Friedrich rüstete sich unverzüglich zu einem
Kreuzzuge. Als man ihn bat, seines Alters eingedenk zu seyn und
seinen Sohn an die Spitze des Heeres zu stellen, erwiderte der alte
Held unwillig: „Ich habe, trotz meiner sieben und sechzig Jahre,
44. Der dritte Areuzzug.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Hartmann_von_Siebeneiche» Friedrich Friedrich Alexander Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
30
mir zü helfen, liefen nun ;die Lieben fast so schnell als die Gemse,
eine Meile weit bis zu der nächsten Hütte, während ich zwischen
Furcht und Hoffnung auf meine ausgebreiteten Arme und Schenkel
an den Eiswänden gestützt, über dem tosenden Wasser schwebte. Ich
sank aber mit der Zeit immer tiefer; schon kam der Strom mir bis
an die Kniee; ich war vor Kälte fast erstarrt und erwartete nichts
Anderes, als den Aod.
„Nach Verlauf einiger Stunden hörte ich meine treuen Gefähr-
ten mich anrufen. Sie hatten in der nächsten Hütte einen Strick
gesucht, und da sie keinen gefunden, hatten sie eine Bettdecke in Strei-
fen geschnitten, diese zusammengeknüpft und so ein Seil verfertigt.
Dieses ließen sie hinunter, und ich band mir dasselbe mit vieler
Mühe um den Leib.
„Nun zogen sie mich mit vereinten Kräften so weit aus der
Spalte heraus, daß sie mich beinahe mit den Händen erreichen konn-
ten. Aber plötzlich zerriß der Strick — und ich — mit einem
Theile desselben um den Leib — glitschte unaufhaltbar wieder hin-
unter, eben so tief als vorher. Jetzt war die Noth aber noch größer,
nicht nur darum, weil der Strick kürzer geworden war, sondern
auch, weil ich bei diesem zweiten Fall einen Arm gebrochen hatte
und also um so weniger Kraft behielt, selbst Etwas zu meiner Ret-
tung beizutragen.
„Dennoch entfiel uns der Muth nicht. Sie schnitten die Strei-
fen noch einmal von einander, um den Strick wieder zu verlängern.
Dann warfen sie ihn mir zum zweiten Male hinunter. Von Gott
gestärkt, war ich noch behende genug, ihn mir mit einem Arme um
den Leib zu knüpfen. Und mit diesem noch schwächern Stricke waren
meine Freunde endlich so glücklich, mich aus dem bereits offenen
Grabe heraus an das helle Tageslicht zu ziehen.
„Sollte ich denn wohl, meine Herren, jemals in meinem Leben
diese göttliche Hilfe vergessen? — Sollte ich nicht, so oft ich an
dieser Stelle vorbeigehe, dem Herrn, meinem Erretter, Gebete und
Thränen des Dankes zum Opfer bringen?"
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir
Gutes gethan hat. Psalm 103, N. 2.
34. Das Glasgemälde.
Ein armer Pilger, fromm und gut,
Mit weissem Stab und Muschelhut,
Im schwarzen, wollenen Gewand,
Zog weit umher von Land zu Land.
Er sah die Unschuld oft gedrückt,
Die Schuld mit Stern und Band ge-
schmückt.
Der Welt verworrenes Gewühl
Schien ihm fast nur des Zufalls Spiel.
So wallt er einst mit trübem Sinn
Durch eine rauhe Wildniss hin;
Der Himmel ist von Wolken schwer,
Es regnet, schneit und stürmet sehr.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
36
keine Ruhe, bis er ihn endlich durch Gottes wundervolle Fügung
gefunden hatte.
Er gieng nun wieder zu dem vornehmen Herrn, bei dem er
sich für den Sohn eines reichen und angesehenen Türken ausgegeben
hatte, gab vor, daß er nach Deutschland reisen wolle und daß er
daher einen deutschen Sklaben zu kaufen beabsichtige. Er bat den
vornehmen Herrn zugleich, daß er, im Fall er einen solchen hätte,
ihm denselben abtreten möchte. Die Sklaven wurden besichtigt und
um ihr Vaterland befragt; aber nur nach vielen Schwierigkeiten
entschloß sich der Türke einen so guten Arbeiter um eine hohe Summe
los zu geben.
Wer schildert das Entzücken des glücklichen Franz! — Er nahm
den Herzog zum Schein unter seine Sklaven auf und eilte so schnell
er konnte der deutschen Grenze zu. Hier entließ er seine Sklaven,
besorgte für sich und den Herzog Pilgerkleider, und unter dem Schutze
der Vorsehung gelangteg Beide wohlbehalten nach Breslau. ,
Von hier aus begab sich Franz allein nach Brieg und trat
dort als Pilger verkleidet in die Rathsversammlung. Niemand er-
kannte ihn, und er sprach zu dem versammelten Rathe: „Edle Her-
ren! ihr habt einst versprochen euren Herzog um jeden Preis zu
lösen, und ich bin gekommen euch zu fragen, ob ihr noch dazu ent-
schlossen seid." Alle erklärten sich bereit, und der edle Franz fuhr
fort: „Wohlan, so zahlt mir so viel Geld, als die herzoglichen Ju-
welen werth sind, die ich mitgenommen habe. Ich bin Franz, der
Edelknabe, der auszog euren und meinen Herrn zu retten. Jenen
Schmuck mußte ich verkaufen, um meinen Zweck zu erreichen, darum
gebet mir das Geld, denn ich muß die Kleinodien ersetzen, damit
ich nicht länger für einen Dieb gehalten werde. In wenigen Tagen
ist der Herzog wieder in eurer Mitte."
Schnell und freudig wurde die Summe aufgebracht; Franz eilte
nach Breslau zurück, holte den Herzog ab, und dieser wurde mit
allgemeinem Jubel von seinem geliebten und treuen Volke empfangen.
(R. nach dem Pr. L.)
38. Die Heimgabe.
An einem Sabattag war Rabbi Mei'r
Im Haus des Herrn und deutete dem Volk.-
Mit Heiterkeit die Sprüche des Gesetzes.
Zur selben Zeit ergriff ein schneller Tod
Ihm ungewarnt zween hoffnungsvolle Söhne.
Die Mutter legte weinend sie auf's Bette,
Und deckte sie mit ihrem Mantel zu,
Und saß in stummem, namenlosem Schmerz
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Franz Franz Franz Franz Franz Franz Franz Franz Franz Rabbi_Mei'r
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Breslau Brieg Breslau